Wie werden wir gute Nachbarn?

Ausstellungs-Installation, um Student:innen und Anwohner:innen miteinander
bekannt zu machen

Betreuung
Hochschule Düsseldorf
Leistungen
Recherche und Konzept
Fertigung der Holzrahmen
Partizipatives Ausstellungskonzept
Partner:in
Miriam Lenz, Konzeption

Wenn in der Stadt ein Umzug ansteht, stopfen ein oder mehrere Menschen all ihre Dinge in etliche Kartons und begeben sich damit von einem Ort an den anderen. Abgesehen von einem Lieferwagen, der am Tag des Umzugs vor der Tür parkt, fällt das in der Regel nicht weiter auf. Anders ist es, wenn eine ganze Hochschule mit rund 11.000 Studierenden umzieht: Die Hochschule Düsseldorf hat einen Neubau auf den Weg gebracht, der alle Fachbereiche an einem gemeinsamen Standort vereint. Ein Projekt einer enormen Größenordnung, welches das Leben an der Hochschule verändern wird – und im neuen Viertel: Düsseldorf-Derendorf. Zeit, sich während der Bauphase den Anwohner:innen vorzustellen. Die Botschaft: Die Studierenden werden Teil des neuen Viertels und dieses gemeinsam mit den Anwohner:innen bereichern und gestalten.

Projekt
Unter der Parole „derendorf ist unser dorf“ wurde eine Wandinstallation konzipiert und errichtet, mit der sich die Studierenden bekannt machen und die Nachbarn auf dem Gelände – dem ehemaligen Schlachthof und der zukünftigen Hochschule – willkommen heißen. Projektionsfläche war eine 121 m lange Mauer in der Rather Straße in Derendorf. Die Eröffnung der Installation wurde als feierlicher Auftakt gestaltet, bei dem Anwohner:innen, Fußgänger:innen und Bauarbeiter:innen eingeladen wurden, an dem Schaffensprozess der Installation gemeinsam tätig zu werden. Das Ziel: den ersten gemeinsamen Grundstein für eine gute Nachbarschaft zu legen.

Recherche und Konzept
Erkundung des Geländes und seiner Geschichte, Erstellung eines redaktionellen Konzepts. Inhaltliche Definition möglicher Ausstellungsthemen. Einholung der städtischen Genehmigung für die Platzierung von Bildern und Tafeln im öffentlichen Raum.

Fertigung der Holzrahmen
Aufbau: Das Format der Bilderrahmen betrug 50 cm x 70 cm, die Exponate wurden in A2 ausgedruckt. Das Material der Rahmen bestand aus unbearbeitetem Fichtenholz, um ein neutrales Aussehen zu erreichen. Die Befestigung wurde durch Dübel gewährleistet, die die Rahmen fest und längerfristig mit dem Mauerwerk verbanden.

Ausstellungseröffnung
Planung einer feierlichen Ausstellungseröffnung, bei der Anwohner:innen, Fußgänger:innen und Bauarbeiter:innen eingeladen wurden, um sich am Schaffensprozess zu beteiligen. Aufbereitung aller Buchstaben der Parole „derendorf ist unser dorf“ in einer Stencil-Schrift, die mittels Lasercut zu einer Schablone wurde. Anleitung der anwesenden Personen, mithilfe der Schablonen die einzelnen Buchstaben auf die Plakate zu sprühen, um sie anschließend gerahmt an die Mauer zu hängen.

Dazugelernt

Deportation der Juden und Jüdinnen aus Düsseldorf: Zwischen 1941 und 1942 wurden etwa 6.000 Juden und Jüdinnen auf dem Weg zur Deportation im Schlachthof festgehalten und vom nahegelegenen Güterbahnhof transportiert. Sie mussten entlang der Mauer mit ihrem Gepäck stehen und traten ihre Reise ins Ungewisse an. Ab Oktober 1941 bis Weihnachten fanden die ersten Transporte statt, abends kamen die Menschen an und wurden morgens in aller Frühe deportiert. 

Unter dem Namen „Zwischen Tag und Dunkel“ wurde eine alternative Ausstellungsreihe konzipiert (und nicht umgesetzt). 18 aussagekräftige Zitate aus dem Buch „Zwischen Tag und Dunkel“ von Hilde Sherman-Zander sollten an der Mauer angebracht werden. Die Autorin selbst wurde 1941 vom Schlachthof Derendorf nach Riga deportiert und schildert in besagtem Buch die Ereignisse vor Ort: „Wir wurden zu Fuß in den Schlachthof geführt. In einer endlosen Kolonne zogen wir in der Dämmerung in der Mitte der Straße dahin. Keine Menschenseele war zu sehen. Aber die Gardinen der Fenster bewegten sich, sodass wir wussten, dass die Bevölkerung sah, was geschah.“

Das, was keiner sieht

Leimen, schrauben, hämmern: Die Bilderrahmen wurden aus Latten, Leim, Nägel und Schrauben gefertigt und nach drei Prototypen final hergestellt.